06. Dezember 2014 | ![]() |
Singapur | Singapur | KM: 28584 | Tag: 644 |
Singapur ist zwar der flächen- und bevölkerungsmäßig kleinste Staat Südostasiens, aber dafür der Reichste. In nur einer Generation hat es dieser Stadtstaat von einem Entwicklungsland in die Riege der reichen Industrienationen geschafft. Er ist nicht nur einer der weltweit wichtigsten Finanzdienstleistungsstandorte, sondern auch ein wichtiger Umschlagplatz für die Frachtschiffe. Das produzierende Gewerbe spielt dagegen keine große Rolle.
Beim pro Kopf BIP steht Singapur weltweit auf dem 8. Platz. Deutschland folgt erst zehn Plätze dahinter.
Das hier nicht nur viel Geld eingenommen, sondern auch ausgegeben wird, sieht man auch auf den Straßen. Für den Gegenwert manches Fahrzeuges könnte ich 15 Jahre und mehr mit dem Rad um die Welt reisen.
Radfahrer sieht man dagegen nur Wenige. Es ist auch kein Wunder, denn Radwege gibt es hier so gut wie keine. Nur im East-Coast-Park konnte ich auf meinem Weg vom Flughafen ins Stadtzentrum einige Kilometer auf besten Radwegen fahren. Als der Park aber endete, endete auch der Radweg. Wie in Indonesien, wird auch hier ein Fahrrad von den meisten nur als Spaßgerät, aber nicht als Transportmittel betrachtet.
Meine Fahrt auf dem Expressway wurde dann in einem Tunnel von einem Fahrzeug der Straßenbehörde abrupt unterbrochen. Es ist verboten mit dem Fahrrad im Tunnel und auch auf dem Expressway zu fahren, sagten mir die zwei Männer. Ein Verbotsschild habe ich aber keins gesehen, sagte ich ihnen.
Obwohl es nur noch wenige hundert Meter bis zum Tunnelausgang war, ließen sie mich nicht weiterfahren.
Ich sagte ihnen, das es sich die Regierung leicht macht und sagt, dass Radfahren auf den Expressways und in Tunneln verboten ist. Doch sinnvolle Verbindungen ins Stadtzentrum für einen ortsfremden Radfahrer gibt es hier keine.
Daher ist schon seit Langem einer meiner Träume, dass es in Großstädten neben den Highways für den motorisierten Verkehr auch barrierefreie Expressways nur für Radfahrer gibt. Ohne Ampeln, Kreuzungen und Bordsteinkanten. Doch bis dahin, werden wohl noch viele Abgase in die Luft geblasen werden.
Ich könne mich aber glücklich schätzen, dass mich nicht die Polizei aufgegriffen hat, sagte mir einer der Männer, als sie mich abseits des Expressways wieder absetzten. Denn die Polizisten verstehen bei sowas keinen Spass und würden von mir 1000 Singapur-Dollar ( 620 € ) Strafe berechnen. Uiuiuihhh..., dachte ich mir, als ich das hörte. Da muss ich den Beiden ja eigentlich dankbar sein.
Ja, in Singapur ist alles streng geregelt. Tu dies nicht, tu das nicht, mach Dieses und Jenes....
Solch einen Schilderwald wie hier, habe ich noch nirgends gesehen. Und unter den Schildern stehen manchmal gleich die dazugehörigen, saftigen Strafen bei Nichtbeachtung.
Das Skurrilste war ein Schild in einer MRT-Station, dass vorschreibt, wenn man gehbehindert ist oder schwere Lasten trägt, man doch die Rolltreppe statt der normalen Treppe nutzen soll. Also ich würde das in diesem Fall schon freiwillig tun.
Aber eins muss ich sagen, es sieht in den MRT-Sationen (Singapurer U-und Hochbahnnetz) und auch in der ganzen Stadt deutlich sauberer als in anderen Ländern aus. Aber eigentlich weiß ich auch ohne Verbotsschilder, dass ich meinen Müll nicht einfach irgendwo fallen lasse. Doch manche Menschen kann man eben nur mit solchen Mitteln erziehen.
In Singapur geht zwar alles deutlich geregelter zu, doch ich vermisste das bunte Leben der indonesischen Städte. Wo sind die kleinen Warungs an den Straßen? Wo steht der Saftverkäufer? Wo ist der kleine Gemischtwarenhändler an der nächste Ecke? Mann muss hier in manchen Wohngebieten alles suchen und deutlich weiter laufen. Das erinnert mich an Deutschland, wo man erstmal einige Kilometer fahren muss, um Lebensmittel einzukaufen, und dann noch jedes bisschen selber zubereiten muss, will man nicht nur Pizza, Döner & Co. essen. Im Vergleich zu den meisten asiatischen Ländern ist Deutschland dahingehend doch ein recht armes Land.
Es gibt zwar auch in Singapur genügend kleine Garküchen, doch sie wurden, vor allem aus hygienischen Gründen, zu kleinen Foodcourts, die man in jedem Wohnviertel vorfindet, zusammengefasst.
Dort kann man meist zwischen chinesischer, indischer, thailändischer und malaiischer Küche wählen.
Wie auch Malaysia ist Singapur ein multikultureller Staat. Nur mit dem Unterschied, das hier in der Regierung die Chinesen das Sagen haben. Sie machen mit 76 % den Hauptanteil der Bevölkerung aus. Daneben leben noch viele Malaien, Inder und andere Minderheiten in der Stadt. Auch viele Europäer sind hier beruflich hängengeblieben.
Vom früheren Singapur sieht man nur noch wenig. Die alten chinesischen Geschäftshäuser wurden viele Jahre lang nicht geflegt und später radikal abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt. Erst später haben die Verantwortlichen den unwiderbringlichen Wert dieser Gebäude erkannt, und viele der meist zweistöckigen Gebäude wunderschön saniert. Heute befinden sich hier Souvenirgeschäfte, Restaurants oder Büros.
Unmittelbar an das alte Chinatown grenzt das neue Singapur mit hohen Bürotürmen aus Glas, Stahl und Beton. Als ich mit meinen, schon etwas abgetragenen Klamotten, durch dieses Geschäftsviertel lief, kam ich mir zwischen all den Männern und Frauen im feinen Business-Look etwas fehl am Platze vor.
Im Little India, das den Häusern nach, der Chinatown gleicht, konnte ich mal wieder ein wenig indische Gerüche schnuppern, gutes Essen genießen und mich nach Indien zurücksehnen. Am liebsten würde ich sofort wieder nach Indien reisen. Ja, ganz ehrlich! Wie heißt es so schön: Die Liebe geht durch den Magen!
Fazit:
Eine interessante Stadt, aber mit Sicherheit nicht ein Ort, wo ich gerne leben würde. Die Stadt wirkt mir zu kühl. Da es in Singapur einen gut ausgebauten öffentlichen Personentransport gibt, ist gegenüber anderen Ländern zwar erstaunlich wenig Verkehr auf den Straßen, doch so perfekt, wie die Regierung vielleicht denkt, ist die Stadt nicht. Denn denn die Straßen sind hier, wie auch in Malaysia, nur auf den Autoverkehr ausgelegt. Radwege gibt es kaum. Doch die motorisierten Fahrer verhielten sich mir gegenüber stets rücksichtsvoll.
Die Kosten waren doch nicht so hoch, wie ich mir vorgestellt hatte.
Man kann im Foodcourt bereits für 2-3 EUR satt werden und ein Bett in einem günstigen Hostel kann man schon ab 10 € bekommen.
Das Wetter war tropisch heiß und meist nachmittags gab es längerandauernde Regenschauer. Doch ich hatte auch trockene, sonnige Tage.
Tage:7
Tage auf dem Rad: 2
Kilometer: 70
Sonnentage: 4
Regentage: 3
höchste Temperatur: ca. 31°C
tiefste Temperatur:ca. 25°C (nachts)
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